Die BTB Big-Band unter Leitung von Julius Rathmeyer (rechts) spielte neben Swing-Standards auch Hits von Stevie Wonder oder John Davenport.

"Wir sehen uns nicht als Gesell­schaftslöwen"

LIONS CLUB Landshut-Wittelsbach feierte zehnjähriges Gründungsfest im Rathau­sprunksaal

Von Uli Karg

Auf eine „Welt, die aus den Fugen geraten ist“ nahm Landtags­prä­si­dentin Barbara Stamm am Samstag vor dem Hintergrund der schreck­lichen Ereignisse in München Bezug. In ihrer Festrede zum zehnjährigen Gründungsfest des LIONS CLUB (LC) Landshut-Wittelsbach appellierte Stamm angesichts einer durch die Globali­sierung stark verunsi­cherten Bevölkerung auf die staats­bür­ger­schaftliche Pflicht jedes Einzelnen. Konkret umgesetzt werde diese unter anderem von den Lions: „Ihre Mitglieder sind jene, die selbst aktiv werden statt staatliche Verord­nungen zu fordern.“

Dass diese von Stamm so gepriesene Aktivität nur in einem intakten Team möglich ist, machte der scheidende Präsident des LC Landshut-Wittelsbach, Kambiz Kiarass, mit einem aristo­te­lischen Aphorismus deutlich: „Freude an der Arbeit lässt das Werk trefflich geraten.“

Kiarass begann die zweiein­halb­stündige Jubilä­umsfeier im Rathau­sprunksaal mit einer Schwei­ge­minute für die Opfer des Amoklaufs im Olympia-Einkaufs­zentrum und für das vor kurzem verstorbene Lions-Wittelsbach-Gründungs­mitglied Prof. Dr. Gabriele Goderbauer-Marchner, um nach seiner Begrüßung Oberbür­ger­meister Hans Rampf, auch er ein Lions-Mitglied, das Wort zu übergeben. Woraufhin dieser dem Club in seinem Grußwort dann auch gleich die Unterstützung der Stadt über seine Amtszeit hinaus zusicherte: „Was Sie hier leisten, muss man jeden Tag ehren und loben.“ Distrikt Governor Dr. Peter Gröger lieferte in seinem Grußwort einen kurzen historischen Abriss der Geschichte des vor hundert Jahren in Chicago gegründeten Service-Clubs, der bis heute auch mit Vorurteilen zu kämpfen habe. Gröger stellte daher nochmals klar: „Wir sehen uns nicht als Gesell­schaftslöwen, sondern setzen uns für das Wohl der Gesell­schaft ein.“ Eine der diesbe­züglich erfolg­reichsten Aktionen des LC Landshut-Wittelsbach ist wohl die Benefiz­ver­an­staltung „Landshut läuft“, die in diesem Jahr einen Teilneh­mer­rekord erreicht hatte, und die auch Thomas Bader, Past-Präsident des Patenclubs LC Landshut, in seinem Grußwort hervorhob.

Stamm: „Dürfen uns nicht entmutigen lassen“

Vom „hohen Engagement und dem nachhaltigen Einsatz“ der Mitglieder des LC Landshut-Wittelsbach schwärmte Barbara Stamm dann in ihrer Festrede. Gleich­zeitig nutzte Stamm die Gelegenheit, angesichts einer Ökonomi­sierung aller Lebens­be­reiche und dem Ausein­an­der­driften der Gesell­schaft die vehemente Forderung zu stellen, die Würde des Individuums wieder in den Mittelpunkt mensch­lichen Handelns zu stellen: „Trotz der immensen Heraus­for­de­rungen, die sich durch die Globali­sierung und die Flücht­lings­ströme stellen: Wir dürfen uns nicht entmutigen lassen und müssen das miteinander stemmen.“ Ausdrücklich hob Stamm, die auch Vorsitzende des bayerischen Lebenshilfe-Landes­ver­bandes ist, das Engagement ihrer Gastgeber für Donum Vitae hervor.

Von Bedeutung sei in diesem Zusammenhang aber auch: „Je besser wir das geborene Leben beschützen, desto glaubwürdiger schützen wir auch das ungeborene.“ Ihr selbst diene das christliche Menschenbild als Wegweiser und Orientierung zur Gestaltung einer humanen Welt. Unabdingbar sei es hierbei, dem Einzelnen Wertschätzung entgegen­zu­bringen – und dies bereits von Kindheit an. „Unsere Kinder- und Jugend­psych­iatrie platzt aus allen Nähten. Da mus man sich fragen: Wo bleibt die Zuwendung, die auch für Zugehö­rigkeit sorgt ?“, fragte Stamm, die damit auch auf den 18-jährigen Amokläufer aus München anspielte. Laut Stamm müsse die grundsätzliche Frage danach gestellt werden, was Kinder bräuchten. „Bei der Verein­barkeit von Familie und Beruf haben wir die Kinder oft zu wenig im Blick. Es muss möglich sein, dass junge Väter mehr Zeit für ihre Kinder haben.“

Nur wer Verant­wortung übernehme, sei auch ein Vorbild für andere – eine Sichtweise, die Stamm auf das ehrenamtliche Engagement der Lions anwendete: „Ich danke Ihnen von Herzen für Ihr großartiges, ehrenamt­liches Engagement.“

Cornelia Fürst, die neue Präsidentin des LC Landshut-Wittelsbach, blickte in ihrer Ansprache nochmals auf die Gründung des gemischten Clubs zurück, der mit seinen 36 Mitgliedern heute zu gleichen Teilen aus Frauen und Männern aus Landshut und Umgebung besteht, die aus allen Bereichen der Gesell­schaft kommen.

In einer Präsen­tation gaben die Past-Präsidenten dann noch einen Überblick über die wichtigsten Projekte und „Activities“ des Clubs: Dazu gehören unter anderem bedarfs­ge­rechte Angebote für die Flücht­lingshilfe, die Betreuung von Familien mit früh- oder risiko­ge­borenen Kindern, die Unterstützung von Grundschul­kindern mit Entwick­lungs­ver­zö­ge­rungen oder die Unterstützung der Kinder-Palliativ-Hilfe.

Förder­projekte in Stadt und Region Landshut

„Jeder ehrenamtliche Einsatz ist so ein Baustein zur Finanzierung und Verwirk­lichung dieser für die Gesell­schaft so wichtigen Förder­projekte für Kinder und Jugendliche bei uns in Landshut und in der Region“, sagte Fürst. Was die „Activities“ betraf, hatte Past-Präsident Prof. Dr. tephan Holmer dann noch eine Überra­schung parat: Start und Ziel von „Landshut läuft“ werden sich im kommenden Jahr erstmals am Landshuter Rathaus befinden.

Für ein besonderes Vergnügen sorgte Julius Rathmeyers BTB Big-Band, deren Swing die Redner noch während der Veranstaltung zu Lobeshymnen hinriss. Die Big-Band hatte bereits vor zehn Jahren zur Gründungsfeier des LC Landshut-Wittelsbach im Weißen Saal der Burg Trausnitz gespielt – damals noch als Schülerband der Staatlichen Realschule.